Vergleiche dich mit dir selbst

Warum das Vergleichen mit Anderen dich nicht auf Kurs hält, sondern in eine Sackgasse führt.

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Ich weiß nicht, ob du manchmal Sportübertragungen schaust. Jedenfalls gibt es da hinterher immer Interviews mit Spielerinnen und Spielern und wenn du einmal genau darauf achtest, haben diese Interviews alle etwas gemeinsam – die Sportlerinnen und Sportler vergleichen sich nie mit anderen, sondern sie vergleichen sich immer mit sich selbst. Das heißt, sie setzen ihre Leistung oder die Leistung ihrer Mannschaft ins Verhältnis zu einer früheren Leistung: „Die war besser, die war schlechter, da haben wir das gemacht, da haben wir in der Abwehr besser gehandelt, da waren wir im Angriff besser, da haben wir so agiert, da hatten wir folgende Aufstellung.“ Das heißt, der Vergleich bezieht sich immer auf sie selbst.

Wie ist das bei dir? Vergleichst du dich in deinem Leben als erstes mit dir selbst? Damit will ich nicht sagen, dass du gar nicht nach anderen schauen sollst, schließlich kann man viel von anderen lernen. Aber das ist nicht, was ich meine. Ich meine Gedanken wie: „Bin ich so schlau wie Susanne? Bin ich so schlank wie Dirk? Bekommt Ernst das besser hin als ich?“

Ich glaube, dass eine der krassesten Methoden, sich selbst vom Kurs abzubringen, der Vergleich mit anderen ist. Das hat auch mal meine bekannte Kollegin Vera F. Birkenbihl auf den Punkt gebracht, indem sie auf die Frage, was den Unterschied zwischen einem Amateur und einem Profi ausmache, antwortete: „Der Amateur vergleicht sich ständig mit anderen, der Profi vergleicht sich nur mit sich selbst“.

 

Sei wie du
Diesen gedanklichen Switch hinzubekommen, macht einen enormen Unterschied. Denn in jedem Moment, in dem ich mich mit jemand anderem vergleiche, begebe ich mich in eine Abhängigkeit zur Außenwelt. Ich mache dann meinen Wert und meine Leistung von der Außenwelt abhängig, statt von dem, was ich ändere oder tue. Das ist in keiner Situation eine gute Vorgehensweise, auch dann nicht, wenn du ein Unternehmen leitest. Du solltest den Wert deines Unternehmens oder deines Business nicht davon abhängig machen, was andere machen. Ab diesem Moment wirst du versuchen, anderen nachzuahmen, anstatt aus dir heraus zu agieren. Das macht dich im Grunde schwach, denn du kannst dich auf den Kopf stellen, du bist nicht wie die anderen. Oder wie Eckart von Hirschhausen sagt: „Von den anderen gibt’s schon genug.“

Das heißt, der Vergleich mit den anderen macht im Kern gar keinen Sinn. Es ist stärker, sich mit sich selbst zu vergleichen und zu sagen:

  • „Ich habe das und das gemacht und ich möchte das noch einmal schaffen“ oder
  • „Ich möchte es anders nochmal machen“ oder
  • „Ich möchte das toppen“ oder
  • „Ich bin so weit gekommen und will jetzt einen nächsten Schritt gehen“.

Das macht dich unabhängig, weil du dann dein eigener Maßstab bist. Das was du bist, ist dann auch dein innerer Antrieb. Das bedeutet, du bist viel näher dran an deiner Identität, du bist viel näher dran an deinem Kurs und hast erst dann die Möglichkeit das Maximale aus dir herauszuholen.

 

Bleib auf DEINEM Kurs
Auf diese Weise wird sichtbar, was du mit mehr Invest in dich, in das was du wirklich im Kern bist, noch erreichen kannst. „Wie kriege ich noch mehr raus? Wie kriege ich mehr Kunden? Wie kriege ich mehr Anerkennung?“ Je mehr du dich von der Anerkennung und der Relation zu anderen unabhängig machst, umso besser kannst du deinen Kurs leben und hast viel mehr Energie für deinen Weg, weil du eben aus dir, von innen heraus, agierst.

Ich glaube, das ist auch der gesündere Weg. Ich kenne gerade in der Kommunikation mit psychisch kranken Menschen, dass sie sich immer in Relation zu den anderen sehen. „Die anderen haben aber auch, und die anderen haben das so gemacht“ – das ergibt keinen Sinn. Oder wenn ich mit Trauernden zu tun habe, mit Verzweifelten. Du kannst nicht vernünftig Abschied nehmen, wenn es dir wichtiger ist, in der Relation zu anderen zu stehen und dich zu fragen „Wie machen die das denn? Wie geht das denn? Was ist üblich in dieser Gesellschaft?“

Ich glaube das Entscheidende ist, sich immer wieder zu fragen: „Wo bin ich jetzt? Wo will ich hin? Was will ich halten?“ Das hilft nicht nur, um auf Kurs zu bleiben, sondern in erheblichem Maße, man selbst zu sein oder sogar noch mehr, man selbst zu werden. Schau mal genauer hin in deinem Leben, wo du diesen Ansatz halten kannst, an welchen Stellen du wieder in alte Muster rutscht und dich mit anderen vergleichst und wo du schon sagen kannst: „Ich schaue auf mich, ich schaue auf meine Leistung.“